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Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste
Jakob Hein
Galiani
2025
Als Anfang der 80er Jahre mitten im Kalten Krieg der damalige bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauss einen Milliardenkredit an die DDR vergab, war das Erstaunen gross. Jakob Hein erspinnt eine irrwitzige Idee, wie es zu diesem historischen Deal kommen konnte. Grischa, Tannberg kommt als Absolvent der Wirtschaftshochschule nach Berlin, Hauptstadt der DDR, zur „Plako (Planungskommission) Afghanistan“, wo er sich um die wirtschaftlichen Beziehungen mit dem kleinen sozialistischen Bruderstaat kümmern soll. Die Abteilung hat jedoch nichts zu tun, denn „die Afghanen haben nichts“ Grischas Vorgesetzter Burg erklärt ihm am ersten Arbeitstag: „Sie warten darauf, dass etwas zu tun ist und bleiben dabei in innerer Spannung“. Aber Grischa, hoch motiviert und fleissig, denkt an die riesigen Hanf-Felder in Afghanistan und erstellt ein Positionspapier zum Medizinalhanf, mit dessen Handel man die afghanischen Bauern in ihrem Freiheitskampf unterstützen kann. Der Autor entwickelt eine herrlich abgedrehte Geschichte um die ostdeutsche Planungsgruppe, ihre Reise nach Kabul und die Errichtung eines „Deutsch-Afghanischen Freundschaftsladens“ am nur für Westberliner zugänglichen Grenzübergang Invalidenstrasse. Die kapitalistische Hippiejugend bringt nun die Devisen ins Land. Das Geschäft floriert und wächst, bis es ranghöchste Politiker aus West und Ost auf den Plan und in die bayerische Provinz zu einem Deal ruft. Was, wenn es tatsächlich so gewesen wäre? Lange nicht mehr so gelacht!
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Das grosse Spiel
Richard Powers
Penguin
2024
Immer wieder beschäftigt sich der amerikanische Schriftsteller Richard Powers in seinen Romanen mit naturwissenschaftlichen Themen. In seinem neuen Roman setzt er die Ozeanologie ins Zentrum. Die Rahmenhandlung spielt auf einer kleinen Insel im pazifischen Ozean – Makatea. Bis in die 60er-Jahre wurde dort rücksichtslos Phosphat abgebaut, was tiefgreifende Veränderungen für die Bewohner brachte. Nun sollen die 80 Bewohner über ein neues, gigantisches Projekt abstimmen, bei dem es um den Bau von schwimmenden Wohn- und Lebensstätten auf dem Meer vor der Insel geht. Im Gegenzug erhielten sie Arbeitsplätze, ein Krankenhaus etc. Es stellt sich also die Frage mehr Wohlstand gegen Natur. Das ist jedoch erst die Rahmenhandlung dieses Buches. Das Buch erzählt auch die Geschichte von vier Hauptpersonen: Todd Kean, aus einer wohlhabenden Familie stammend, ein Pionier der Computertechnologie und unheilbar krank Rafi Young: Er ist schwarz, stammt aus dem Süden Chicagos, aus einer prekären, von Armut gebeutelten Welt. Als kleiner Junge wird er von seinem Vater zum Lesen gedrillt. Daraus erwächst aber eine große Liebe zur Literatur. Rafi besucht, keineswegs selbstverständlich für ein Kind seiner Herkunft, eine private katholische Schule und lernt dort Todd kennen. Sie werden Freunde und fanatische Schach- und Go-Spieler. Ina Aroita, Bildhauerin, lebt mit ihren Kindern auf Makatea. Sie sammelt Strandgut für Ihre Kunst, zunehmend ist es Plastikmüll. Und Evelyne Beaulieu, seit der Kindheit begeisterte Taucherin. Sie zählt zu den Pionierinnen der Ozeanologie und lebt, unterdessen 92 Jahre alt, auf Makatea. Auch sie soll über die Zukunft der Insel abstimmen. Ein vielschichtiger Roman, interessant konstruiert, der unsere aktuelle Gesellschaft spiegelt und uns der daran erinnert, wie beeindruckend dieses Reich unter Wasser ist.
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Russische Spezialitäten
Dimitrij Kapitelman
Hanser
2025
Eine Familie aus Kiew betreibt in Leipzig einen Laden mit russischen Spezialitäten. In ihrem Laden trifft sich die ganze osteuropäische Gemeinschaft und vermittelt dem Sohn der Familie ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Obwohl er immer wieder mit der russischen Sprache kämpft und er immer wieder Wörter verwechselt, liebt er sie sehr. Nachdem Russland die Ukraine angegriffen hat, zerfällt das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gemeinschaft, aber vor allem auch innerhalb seiner Familie. Die Mutter steht an der Seite Putins und verfällt den Lügen des Propagandafernsehens. Ihr Sohn kann sie nicht verstehen, sich nicht mehr mit ihr verständigen. Den einzigen Weg, den er sieht, ist in die Ukraine zu seinen Verwandten zu fahren, um seine Mutter von der Wahrheit zu überzeugen. Ein gewagter Schritt in Zeiten des Krieges. Dieses Buch schildert eindrucksvoll die innere Zerrissenheit des Sohns. Mit einem messerscharfen schwarzen Humor teilt er Seitenhiebe auf die Sowjetmentalität aus und kritisiert alle Leichtgläubigen der russischen Staatspropaganda, allen voran natürlich seine Mutter. Dimitrij Kapitelmann wurde in Kiew geboren und kam im Alter von acht Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Den Streit mit seiner Mutter gab es wirklich, jedoch zu der Zeit, als Russland die Krim annektierte. Ein hochaktueller und tiefgründiger Roman, der Hintergründe beleuchtet, aufrüttelt und zum Nachdenken anregt. Dabei ist er zugleich humorvoll, berührend und sensibel erzählt, auch mit einer gewissen Leichtigkeit. Ein absolutes Lesehighlight!
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Immer wenn ich dieses Lied höre
Lola Lafon
Aufbau
2025
Bis anhin wollte Lola Lafon nichts mit dem 2. Weltkrieg zu tun haben. Sie wollte keine Filme darüber sehen, keine Bücher zu diesem Thema lesen, sie umging es so gut als möglich. Als sie angefragt wurde, einen Text für die Reihe „Ma nuit au musée“ in Frankreich beizusteuern, wusste sie auf Anhieb, in welchem Museum sie eine Nacht verbringen wollte. Sie entschied sich für das Versteck von Anne Frank. Lola Lafons Familie hat eine stumme Vergangenheit. Die Meisten sind in den Konzentrationslagern gestorben, Lola ist eine Nachfahrin von Holocaust-Überlebenden und somit persönlich betroffen. Wie in so vielen Familien wurde darüber nicht oder nur wenig gesprochen. Diese Nacht ist somit auch eine Auseinandersetzung mit ihren Wurzeln. Lola Lafon geht von Raum zu Raum, achtet auf Details, lauscht dem Echo derer, die dort ausharren mussten, und spürt der Dunkelheit nach. Was sie findet, ist nicht nur die Geschichte Anne Franks, sondern auch die Geschichte ihrer eigenen Familie. Ein beeindruckender dokumentarischer Roman, der gegen das Vergessen anschreibt und etwas Neues erschafft.
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Halbe Leben
Susanne Gregor
Zsolnay
2025
In diesem Buch dreht sich alles um eine Familie. Da haben wir Klara, eine Architektin, die für ihren Beruf lebt, da haben wir ihren Mann Jakob, der sich hauptsächlich seiner Fotografie widmete und ihre halbwüchsige Tochter Ada. Das Leben dieser kleinen Familie gerät aus den Fugen, als Irene, Klaras Mutter einen Schlaganfall erlitt. Klara reibt sich auf zwischen Spital, Familie und Beruf. Es wird auch nicht besser, als Irene bei ihnen einzieht. Erst als sie sich Hilfe bei einer Pflegeinstitution holt und Paulina aus der Slowakei ins Haus kommt, sind sie entlastet und können sich wieder ihrem früheren Leben widmen. In zweiwöchigem Turnus pendelt Paulina zwischen ihrem Leben in der Slowakei mit zwei Kindern und dem Arbeitsleben in Österreich. Auch wenn die Regeln klar sind, verlangen die Familie mit der Zeit immer mehr von Paulina. Es baut sich langsam und sehr subtil auf, bis es zu diesem Vorfall kommt, den ich hier nicht erzählen möchte, mit dem dieses Buch aber anfängt. Ich denke, alle, die pflegebedürftige Eltern haben, kennen diese Situationen. Immer mehr Pflegehilfen aus dem Ausland kommen in die Schweiz und lassen ihr Leben oder eben ihre Kinder bei ihren Müttern oder Schwiegermüttern zurück und würden doch dort ebenso gebraucht wie bei uns.
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In einem Zug
Daniel Glattauer
Dumont
2025
Der österreichische Autor Daniel Glattauer erzählt die Geschichte von Eduard, Schriftsteller zahlreicher Liebesromane und seit einer Ewigkeit glücklich verheiratet mit Gina. Eduard sitzt im Zug von Wien nach München, wo er seinem Verlag den längst versprochenen nächsten Roman liefern soll. Wenn da nicht diese Schreibblockade wäre. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht Eduards. Als sich eine Frau frühen mittleren Alters zu ihm ins Abteil setzt, fürchtet er sich vor einem aufgezwungenen Gespräch. Bald lässt sich dies allerdings nicht mehr vermeiden und die ebenfalls nach München reisende Cathrin lässt nicht locker und entlockt Eduard mehr und mehr Vertrauliches, man ist bald beim Du, begibt sich in den Speisesaal, die Fahrt nach München dauert, ein zwischenzeitlich zugestiegener junger Italiener verlässt zum Glück das Abteil bald wieder, der Wein lockert die Stimmung. Die Liebe und langjährige Ehe Eduards mit Gina wird zum beherrschenden Thema. Eduard wird uns sehr sympathisch, was er denkt, weicht oft sehr von dem ab was er sagt und das macht dieses Zuggespräch so wunderbar unterhaltsam, dass wir es mit Spannung und einem amüsierten Lächeln verfolgen. Man möchte den Zug nie in München ankommen sehen. Doch dann überrascht uns der Autor Daniel Glattauer auch noch mit einem grandiosen Ende dieser Geschichte.
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Die Bienen
Meelis Friedenthal
Kommodo Verlag
2024
Eine Entdeckung unter den historischen Romanen, wie sie immersiver kaum sein könnte! Friedenthal hat sich als Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Tartu eingehend mit der Thematik der Vision und des bösen Blicks, wie sie im 13. Jahrhundert wahrgenommen wurden befasst und in seinem nun erstmals auf Deutsch vorliegenden Roman «Die Bienen» dem Ende des 17. Jahrhunderts lebenden Studenten Laurentius damit allerlei Beschwerden auferlegt. Überall glaubt er, trotz seiner vergleichsweise modernen Weltsicht, mit seiner blossen Anwesenheit Unglück zu bringen, was sich auch mit seiner Immatrikulation an der estnischen Provinzuniversität Tartu nicht zu verändern scheint. Die Stadt kämpft mit einer Hungersnot, welche nach heutiger Schätzung rund 70.000 Menschen das Leben kosten sollte. Derweil verbreiten sich Aberglauben wie Verbrechen geradezu infektionsartig und auch die Gelehrtenkreise (zwischen ihren Spekulationen über Aristoteles’ Traktat über die Seele, der königlich anerkannten Lutherischen Lehre und der sich noch immer hartnäckig haltenden Theorie vierer Körpersäfte, welche das physische Befinden regulieren sollen) scheinen sich der allgemeinen Verunsicherung nicht entziehen zu können.
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Polifon Pervers
Béla Rothenbühler
Der Gesunde Menschenversand
2024
Wenn Pedro Lenz als der Schweizer Mundart-Autor der Gegenwart gilt, steht ihm Béla Rothenbühler in nichts nach. In breitestem Luzerner Dialekt erzählt er die Geschichte von Sabine und Chantal, die mit ihrem Verein „Polifon Pervers“ und einer neuen Vision von „Onderhaltig“ die Theaterszene neu beleben. Denn „Ergendöppis mösme jo mache und wenn me scho ergendöppis miech, de chönn me au grad noch de Schtärne griife“. Schon bald werden sie zu nationalen Grössen in der Theaterszene und schon bald folgen alle Formen des Betrugs dem Erfolg. Soll man übrigens ein Geldwasch-Unternehmen „Käsch-wosching“ nennen? Und auch wenn man über den Gebrauch der einzelnen Wörter diskutieren kann, ist es ein herrlich ironisch-satirisches Wort- und Gedankenspiel über Kultur, Unterhaltung und Geld! Zu Recht war das Buch für den Schweizer Literaturpreis nominiert!
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Als wir Schwäne waren
Behzad Karim Khani
Hanser
2024
In diesem Roman verfasst Reza ein Buch, um seinem kleinen Jungen mitzuteilen, dass es immer ein „Weiter“ gibt, dass es immer auch einen Ausweg und neue Möglichkeiten von Heimat gibt. Wie wir es schon von seinem Debüt „Hund Wolf Schakal“ her kennen, geht es auch in diesem Roman wieder um das Aufwachsen im Ruhrgebiet. Der Ich-Erzähler Reza erzählt von seinen Erinnerungen an eine Jugend in einem Bochumer Stadtteil. Es sind Geschichten, von der ersten Jugendbande, der ersten Liebe, was es bedeutete, das einzige Ausländerkind in der Schule zu sein. Neben der Gewalt und den Drogendeals gibt es auch immer wieder liebevolle Milieuschilderungen. Seine Eltern (die Mutter Soziologin, der Vater Schriftsteller) sind aus dem Iran nach Deutschland geflohen. Während die Mutter nach vorne schaut, blickt der Vater mehrheitlich zurück und kapselt sich immer mehr ab. „Hier passen mir die Schuhe nicht“ sagt er und betritt nie wieder ein deutsches Schuhgeschäft. Gekonnt ändert Behzad Karim Khanis die Sprache, je nach Situation. Knapp und schlagwortartig unter den Jugendbanden, voller Empathie mit seinen Eltern. Das macht das Buch so authentisch und gibt uns einen realen Einblick in die Leben von Menschen, welche nicht dazugehören.
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Reise nach Laredo
Arno Geiger
Hanser
2024
Meines Wissens das erste Mal, nimmt Arno Geiger ein historisches Thema für einen Roman auf. Die Hauptfigur in seinem neuen Roman lehnt sich an den historischen Monarchen Karl V. an, der von 1500 bis 1558 lebte und als König des spanischen Weltreichs zu seiner Zeit der mächtigste Herrscher der Welt war. Karl V. zog sich – wie die Romanfigur – kurz vor seinem Tod ins Kloster Yuste zurück. Mürrisch und von Gicht geplagt wartet Karl auf seinen Tod. In einem letzten Traum schickt Arno Geiger ihn auf die Reise nach Laredo. Im Traum kann er wieder laufen und reiten. Zusammen mit seinem bei ihm lebenden unehelichen Sohn Gerónimo macht er sich auf den Weg. Der Elfjährige weiß nicht, dass Karl sein Vater ist. Sie geraten in wilde Abenteuer, finden Weggefährten auf dem Weg nach Laredo. Karl lernt kennen, was er trotz Macht, Ruhm und Reichtum bisher nicht hatte: Freundschaft, Liebe, Unbeschwertheit und die Freiheit, die es bedeutet, nur im Moment zu leben. "Reise nach Laredo" ist ein Roman über das Loslassen, über das, worauf es im Leben ankommt.
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The Book. Der ultimative Wegweiser zum Wiederaufbau einer Zivilisation.
Hungry Minds
2024
In kolorierten, handgezeichneten Bildern und gut verständlichen, kurzen Texten sind die wegbereitenden Erfindungen der Menschheit dokumentiert. Von grundliegenden Dingen wie Kleidung oder einfachen Werkzeugen bis hin zu Panzern oder Telegrafie ist in The Book fast alles vertreten. Es eignet sich als Geschenk für Liebhaber der Geschichte, beschränkt sich in seiner Vielfalt aber keineswegs auf den rein historischen Aspekt. Im Kapitel „Alltagsleben“ befinden sich modernere Gebrauchsgegenstände wie zum Beispiel das Parfüm oder die Schlüssel, während das Kapitel „Die ersten Dinge“ sich wiederum mit Entdeckungen wie dem Feuer oder Methoden, sich in der Natur Trinkwasser zu beschaffen, befasst. Auch die Bewirtschaftung der ersten Äcker ist enthalten. Viele Bilder sind nummeriert und die Bestandteile technischer Inventionen werden einzeln erklärt. Selbst wenn man sich nicht für alle Themen interessiert, ist dieses vielfältige Schmuckstück eine beeindruckende Zeitreise!
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Der Schatten einer offenen Tür
Sasha Filipenko
Diogenes
2024
Schon lange bevor eine Suizidserie jugendlicher Heimkinder sie zum Medienspektakel macht, gilt die russische Provinzstadt Ostrog für alteingesessene Einwohner wie Durchreisende (denn Zuwanderung scheint kaum vorstellbar) gemeinhin als gottverlassene Sackgasse. Kommissar Koslow, aus Moskau geschickt, wird von den örtlichen Ermittlern als Vertreter der Weltstadt mit Argwohn empfangen, was diesem aber angesichts des Falles, mit welchem er sich konfrontiert sieht, und den privaten Krisen, die er nicht zuhause lassen konnte, kaum weiter zusetzt. Ohne Vorwarnung oder anderweitig ersichtlichen Auslösern haben sich binnen kurzer Zeit drei Bewohner des Ostroger Waisenhauses das Leben genommen. Keine Briefe, keine Vorfälle, welche als Trigger betrachtet werden könnten. Medien, Erziehungsverantwortliche und Ermittler sind allesamt in Aufruhr: Wer oder was treibt die Kinder zu solch einer endgültigen Tat? Filipenko zeichnet in Form dieses philosophischen Kriminalromans ein hellsichtiges Bild der ruralen Provinzen Russlands, stets gegenwärtig und nie beschönigend.
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Die Stickerin
Margrit Schriber
bilgerverlag
2024
Margrit Schriber ist eher zufällig auf das Leben dieser bemerkenswerten Frau gestossen, 1980 lag es plötzlich ausgebreitet vor ihr, auf einem Tisch voller Gerätschaften, Porzellan, Handtaschen, Fotos, Briefbündeln und einer vernagelten Kiste Dom Pérignon. Dieser Tisch war alles, was Räss hinterlassen hatte, und Schriber, die damals als Notariatsassistentin arbeitete, sollte diese Hinterlassenschaft im Rahmen der Erbteilung Räss’ versammelter Verwandtschaft übergeben. Die Erblasserin wollte darin aber keinen Teilungsakt sehen, sondern eine «Stobete». Danach wartete im Hotel Hecht ein Gala-Diner, bezahlt von der Verstorbenen. Die ganze Sippschaft traf mit hohen Erwartungen ein – die reiche Tante aus Amerika lehrte sie jedoch das Staunen. Als Tochter eines Geissenbauern war Maria Antonia Räss chancenlos. Ihre besondere Begabung – schon als 5-jährige stickte sie ein Blattmuster von der ersten bis zur letzten Ranke durch, ohne die Stiche abzuzählen – trug schon früh zum Unterhalt ihrer Familie bei. Bald erkannte sie, dass sie im innerhodischen Appenzell nicht weit kam. Mit nichts als einer Sticknadel aus Stahl und Leinenballen im Gepäck überquerte sie den Ozean und gründete in New York ihre eigene Broderie. Schon bald stand das Kürzel MRA auf allen Stickereien am Central Park. Ihre Stickerinnen haben den Faden durchs feine Tuch gezogen, das von Berühmtheiten wie Eleonore Roosevelt, Julie Andrews, Isaac Stern und Walt Disney, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband, bewundert (und getragen) wurde. Marie Antonia Räss hat das Appenzeller Kunsthandwerk in die Welt gebracht. Margrit Schriber entwirft mit diesem Roman das Lebensgemälde einer Pionierin und unerschrockenen Frau, und erzählt dabei eine Geschichte des 20. Jahrhunderts.
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