Ein schönes Ausländerkind
Toxische Pommes
Zsolnay Verlag
2024
Toxische Pommes, alias Irina, eine Internetprominente und Kabarettistin hat mit „Ein schönes Ausländerkind“ ihren ersten Roman geschrieben. Sie erzählt von einem namenlosen Mädchen, das mit seinen Eltern vor dem Balkankrieg nach Niederösterreich flieht. Die Familie landet im Haushalt der Lehrerin Renate, die gern geflüchtete Menschen aufnimmt und für sich arbeiten lässt. Die Mutter, eine diplomierte Pharmazeutin, macht Renate den Haushalt, lernt deutsch und wiederholt nebenbei ihren Universitätsabschluss um dann mit einer Arbeitserlaubnis zuerst in einer Apotheke und später in der Forschung eines Pharmaunternehmens zu arbeiten. Die Tochter, aus deren Sicht erzählt wird, lernt schnell deutsch, hat Bestnoten in der Schule und wird trotzdem nicht fürs Gymnasium empfohlen. Der Vater, in der Heimat Ingenieur gewesen, tut sich schwer mit der Integration. Weil er die Sprache nicht lernt, erhält er keine Arbeitserlaubnis. Er entwickelt einen Putz- und Waschzwang und seine einzige Verbindung zur Aussenwelt sind die Tochter und das Internet. Die Gespräche der Familie stehen zweisprachig im Roman, in B/K/M/S (Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbisch) und deutsch. In Fußnoten werden Redewendungen erläutert und man erfährt sehr viel über den Jugoslawienkrieg und die Zeit danach, wenn die Familie die Sommerferien bei den Verwandten in einem Paralleluniversum auf dem Balkan verbringt. Erschreckend authentisch sind die realitätsnahen Einblicke in bürokratische Hürden, den Alltagsrassismus und den Weg zur Staatsbürgerschaft. „Was hat uns Österreich gekostet? Meinen Vater seine Stimme, meine Mutter ihre Lebendigkeit. Und mich? Meinen Vater.“ Zahlreiche Absurditäten werden aber auch sehr humorvoll dargestellt und lassen herzhaftes Lachen zu. Die Autorin schreibt mit sehr viel Feingefühl über das, was Krieg, Migration und Ausgrenzung Menschen antut.